Berichte

Chur-Brambrüsch-Feldis

Chur-Brambrüsch-Feldis mit Kurt Schäfer

Wanderung ab Brambrüsch 1595m nach Dreibündenstein 2160m Alp dil Plaun-
Alp Raguta-Mutta- Feldis 1470m

Nicht nur jeder Marathon hat seine «Persönlichkeit, sozusagen seinen eigenen Charakter», sondern auch jede SAC-Tour. Und was für die Unternehmenswelten gilt, gilt auch für die SAC-Hörnli-Touren. Ganz unabhängig ob «Leistungstrip» oder Genusstouren. «Climate starts at the top». Also geprägt von den Touren­führerinnen und Führern; sozusagen ihre DNA, aber vor allem ihre Handschrift nicht nur in der Ausschreibung, sondern vor allem in der Umsetzung erkennbar.

Und so hat bestimmt nicht nur das scheussliche Regen-Wetter, sondern die Art und Weise wie Kurt seine Touren plant und durchzieht, ihm zwei zusätzliche Teil­neh­mer sozusagen in letzter Minute «zu gespült». Kurt kenne ich bereits von ei­ner ande­ren Tour. Er war für mich so ein sehr engagierter, mit viel Leiden­schaft und En­thusiasmus beseel­ter, «liebevoller Brummbär».

Er weiss viel Bescheid über die Berge, verfügt über einen grossen Erfahrungs­schatz und seine Pla­nung ist ausgezeichnet, was einem Chaoten wie mir das Le­ben sehr erleichtert. «Einfach mit tschalpen, abschalten und geniessen; meinen Kopf nicht mit unnöti­gem organisatorischem Ballast einengen: «Sondern Kopf frei und Herz weit … und los gehts!» 

Das kann man wirklich gut und sorgenfrei bei Kurt. Alle Fahrplanalternativen hat er fein säuber­lich auf seinen Zettelchen notiert. Damit er auch, wie auf dieser Tour, potentielle Neumitglieder, welche erst auf dem Weg zu «richtigen Berggeis­sen» sind, leistungsmässig mit viel Empathie in die Gruppe einbetten kann. Ge­lebte Sozialkompetenz! So schafft man nicht nur zufriedene und glückliche, son­dern vor allem auch treue «Kunden».

Und sollte einmal eine Wegstrecke durch den wochenlangen Regen nur schwer­lich begehbar sein, hat er eine tolle Ausweichroute bereits vorgeplant.

Dann ist der Kurt einer dieser Tourenführer, der nicht unbedingt, wie auch schon erlebt, mit den Schnee­schuhen bei strahlendem Sonnenschein durch eine Gar­tenbeiz mit duften­dem Mittagsbraten rast, um einfach noch einen oder zwei Zu­satzgipfel in sein In­ventar oder Gipfelportfolio aufzu­nehmen. Wohlverstanden ich verstehe und schätze auch diese Art von Tourenführern sehr und habe ihnen be­züglich Disziplin und Enthaltsamkeit sehr viel zu verdanken. Wir brauchen wirk­lich alle und diese Kontraste bereichern doch unser Leben kolossal. Aber um ganz ehrlich zu sein, ab und zu eine lustige Alpwirt­schaft mit fei­nem, zudem noch mit etlichen Diplomen hochdekoriertem Käse, auch noch zu besteigen, lehnt mein In­nerstes und mein Portemonnaie nicht un­bedingt ab. Und so war dies auch an die­sem Sonntag. In solchen Momenten, Wetter hin oder her, steigt in mir viel al­tersadäquate Dankbarkeit auf. Mit unse­ren Diplomen konnten wir schon vor Jah­ren das Cheminee anheizen. Sie sind einfach mit dem Lauf der Zeit obsolet ge­worden. Dafür können wir heute sogar einen Diplom-Alpkäse kaufen, der oben­drein auf dem Teller noch viel mehr her­gibt, wie meistens jedes so sündhaft teure MBA. Und häufig sind diese ja auch nicht mehr «wie Käse» aus neuem, ho­mogeni­siertem Wein in alten Schläuchen. Man wird doch meistens, nicht immer, vom Leben auf wunderbare Weise entschädigt.

In solchen Fällen zeigen wir uns dann auch grosszügig und spenden mit viel Dankbarkeit Kurt seinen grossen, wohlverdienten Kübel Bier. Und manchmal soli­darisieren wir uns sogar mit ihm und verzichten dann auf unseren Marschtee und bringen diesen und die Zwischenverpflegung wieder sicher nach Hause. «In der Spontaneität über­nimmt das Herz die Führung» und böse Zungen behaupten ich bestehe eigentlich nur aus «Spontaneität»

Also umso mehr danke ich hier Kurt für das tolle Gipfelerlebnis, das er uns allen ermöglicht hat. Speziell unseren beiden Gästen Olga und Pietro, für die es be­stimmt eine wichtige, kleine Etappe zu ihrem Traumziel war: «Einmal im Leben den Säntis zu besteigen!»

Und obwohl der Nebel auf dem Dreibündelstein stockdick war, haben wir diese feuchte Atmosphäre voll aufgesaugt und die rundum Panorama Gipfelerklärungen fielen buchstäblich ins Wasser. Die dadurch gewonnene Zeit haben wir in der von Österreichern äusserst gastfreundlich bewirteten Alphütte voll investiert. Und der «retourn on Investment» hat sich in jeder Hinsicht gelohnt: Wunderbarer Alpkäse auch für die Daheim gebliebenen, viele gute Gespräche und zufriedene, fröhliche Gesichter, neue Erfahrungen und ein dankbares Juuuhhuuu an unseren Tourenführer Kurt. Und manchmal zahlt sich die Spontaneität wenigstens in im­materieller Hinsicht doppelt aus. Denn Hans und ich konnten das Flüela Schwarz­horn nun mit gutem Gewissen abhacken; sozusagen unter dem Motto: «Ausser Spesen, nichts gewesen.»

Man wird doch immer wieder oder wenigstens meistens vom Leben auf wunder­same Art und Weise entschädigt.

Mathias, alias Zahni